Ein weiteres Beispiel für Mängel in der deutschen eHealth Digitalisierungsstrategie ist die Corona-Warn-App. Ein Vergleich zur Erstellung des Pendants in Irland zeigt es deutlich:
In Deutschland haben die Big-Player, SAP und TELEKOM, den Auftrag erhalten und haben diesen – nicht kurzfristig aber wohl fristgerecht gemäß den Verträgen – umgesetzt.
Verglichen mit Irland ergeben sich dabei aber unverhältnismäßig höhere Kosten und die Weiterentwicklung der deutschen APP ist noch nicht mal in den Kosten enthalten:
Vergleich mit Irland
Es ist ein sehr einfacher Vergleich und die reale Welt könnte bei einer detaillierten Betrachtung komplexer sein. Aber dennoch ergeben sich Kostenunterschiede um den Faktor 65x (Aufschlag: + 6.500 %).
Auch wenn sich einige Details/Zahlen noch diskutieren lassen, stehen die Kosten in keiner vernünftigen Relation zur Leistung, zumal die gelieferte App nicht fehlerfrei war.
Mängel der App
Die Techgiganten hatten es nicht nötig, bei den Entwicklungs- und Betriebskosten von 67,45 Millionen EUR, die APP auf modernen Smartphones zu testen.
Wie Heise Online berichtet, wurde die CORONA-WARN-APP ausgeliefert, bevor dann Wochen später festgestellt wurde, dass Stromsparfunktionen auf modernen ANDROID Smartphones von SAMSUNG, HUAWEI und weiteren Herstellern die APP ins “Stromsparkoma” befördert und diese dann nicht mehr funktioniert:
Nicht viel besser sah es auf iPhones / iOS-Geräten aus wie der Bericht der Tagesschau vom 24.07.2020 zeigt:
https://www.tagesschau.de/investigativ/corona-warn-app-113.html
Fazit
Das Problem ist, dass in Deutschland die Beauftragung von Start-ups oft als ein Risiko angesehen wird, wogegen aber bei großen, etablierten Anbietern Gefahren in Bezug auf deren Effizienz und die Gesamtkosten entstehen.
Ich persönlich bezweifle, dass irgendein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen einen solchen Auftrag überhaupt gegeben hätte. Aber das Gesundheitswesen in Deutschland unterliegt nicht dem freien Wettbewerb, sondern es ist ein staatlich regulierter Markt. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMfG) agiert keineswegs das erste Mal in dieser Art mit Steuergeldern, wie auch meine Masterarbeit zur elektronischen Patientenakte (ePA) gezeigt hat.
Im Ergebnis sind das Mängel in der deutschen Digitalisierungsstrategie.
Anmerkungen
Abschließen einige Erklärungen zu der Vergleichsgrafik und Quellen:
- Die rechte Fahne ist Irland (Italien wäre: grün-weiß-rot nicht orange)
- 67,45 Mio. € in Deutschland beinhalten die Service-/Betriebskosten bis Ende 2021, die Entwicklungskosten betragen ca. 17,3 Mio. €
- Die irische Kostenangabe sind reine Entwicklungskosten, aber inzwischen habe ich die Info gefunden, dass die Betriebskosten ca. 350k€ pro Jahr betragen (Quelle: https://lnkd.in/dj7fB7A). Gesamtkosten bis Ende 2021 würden ~1,5 Mio. € betragen (im Vergleich zu 67,45 Mio. € für die deutsche App).
- Die deutsche App hat ein besseres iOS-Rating (4,4) als Android. Unklar bleibt warum.
- Einige Details zum Datenschutz in der irischen App finden sie hier: https://lnkd.in/deA2zuj
- Wer sich für weitere technische Details der deutschen App interessiert, hier ein Link dazu: https://lnkd.in/dNt-NyY
Quelle:
+ Eric Weber SpinLab vom 16.10.2020
+ Heise Online vom 24.07.2020
+ Tagesschau vom 24.07.2020
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